Nun sitze ich bei mies auf der terasse. Die sonne strahlt mit mir um die wette und irgend ein entlegener und absolut einflussloser teil meines hirns arbeitet im problemanalyse-modus an der frage, was denn eigentlich wi-fi sei.
Ich hatte mich sehr über diese einladung gefreut und war ein wenig erstaunt, dass mir an der tür gleich drei euronen fuffzig abgenommen wurden. Das war dem mies dann auch etwas unangenehm und er wollte mir das geld gleich wiedergeben. Aber lass mal alter mann, ich will ja schließlich keine sonderbehandlung. Mies lächelte verlegen und erklärte, dass seine stiftung das geld ja auch dringend bräuchte, schließlich sei die hütte nur auf pump gebaut. Das verwunderte mich dann doch ein wenig. Was hat man euch denn da für einen monsterkredit aufgebrummt? Der pavilon steht doch schon seit 75 jahren und ihr zahlt immer noch an den raten? Ja, das wäre dann doch wirklich verwunderlich, gab mir mies recht, während er mir noch etwas kaffee einschenkte, aber den ersten bau hatten ja noch der deutsche staat bezahlt, man wollte sich ja schließlich nicht lumpen lassen, wenn man schon als weimarer republik in die geschichtsbücher eingehen sollte, dann wollte man doch der welt zeigen, dass aus diesem landstrich nicht nur chaotisch absurde politik sondern auch architektonische und künstlerische meilensteine kommen. Aha, die weltausstellung als bühne für deutschen fortschrittsgeist ... Kaum zu glauben, dass nur vier jahre später der kleingeist in seiner brutalsten form von eben diesem land aus brandschatzend über europa zog. Etwas zu fahrig schenkte sich mies noch etwas kamillentee ein und zauberte eine bizarre grünbraune fleckenformation auf die schneeweiße tischdecke. So etwas habe ich heute morgen schon zu hauf bei joan gesehen und deswegen war ich ja nun auch nicht hier. Also mied ich fortan polit-historische debatten und nahm den fiskal-historischen faden unseres gespräches wieder auf. Tja, setzte mies an, neunzeh-dreißig wurde der pavilon einfach wieder abgetragen. So als wäre nie etwas gewesen. Franco als oberster kulturwächter legte mit sicherheit nicht so sehr viel wert auf diese bauhausgeschichte. So dauerte es schließlich 54 jahre, bis die herren cirici, ramos, und sola-morales den pavilon wieder aufbauen durften. Naja und weil der alte van der rohe immer wieder dazwischen funkte dauerte der ganze spaß auch locker drei jahre. Ein funkeln kindlichen stolzes tanzte um mies' mundwinkel ... Ja, hier war er wieder der herr im haus.
Die mühen allerdings haben sich wirklich gelohnt, sinnierte ich beim rundgang durch den pavilon; und das tat ich nicht, um mich bei diesem alten herren einzukratzen. Trotzdem erzielten die worte genau diese wirkung, wie ich dem stolzen schmunzeln in seinem gesicht und der tatsache, dass ich plötzlich ein glas cava in der hand halte. Am ende der führung stehen wir dann vor dem barcelona stuhl. Ja gut, den habe ich bei marcel breuer abgeschaut, räumt er ein, ohne dass ich etwas gesagt hätte, aber erst ich, mies van der rohen habe diesen stuhl weltberühmt gemacht! Das ist auch irgendwie blöd gelaufen ... Plötzlich, als alle pläne fertig waren und ich mich auf meinen landsitz zurück gezogen hatte, wollten die herren regierungsdirektoren und ministerialbeamten plötzlich sitzmöbel für den pavilon. Nicht nur, dass ich das für einen sträflichen bruch der gesetze der schlichtheit hielt, nein wer soll denn vor allem in so einer kurzen zeit geeignete sitzmöbel entwerfen ... Und zwar sitzmöbel, die das prädikat van der rohe verdienen? Da erinnerte ich mich an die studien, die marcel mir vor einigen jahren zeigte, völlig unbrauchbar natürlich, aber wenn man die eine oder andere modifikation vornahm, dann könnte es gehen ... Gesagt-getan und so entstand der barcelona stuhl ... Und unter uns: die ganze nummer war sicherlich nicht zum nachteil von herrn bräuer ... Weder finanziell noch hinsichtlich der bedeutung seines namens. Ohne mich wäre der doch am alkohol zerbrochen ... So konnte er sein leben wenigstens mit kokain ruinieren. Plötzlich merkte ich, das weder zynismus noch selbstherrlichkeit in den letzten zehn minuten gespielt waren. Auf einmal friere ich. An der sonne kann es nicht liegen ... Die brutzelt immer noch südländich heftig. Beruhigt stelle ich fest, dass ich mein glas inzwischen geleert hatte und mies den rest der flasche bereits vollends in sich hinein gekippt hat. Tja, jetzt wirds aber zeit für mich, sage ich also hastig, bevor dem alten mann, der sich so richtig in form geredet hat, eine neue geschichte einfällt. Was er davon hält, dass in deutschland eine baumarktkette bauhaus heisst und in welchem licht der walter heute die gropiusstadt in berlin berlin betrachtet, dass werde ich nun nicht mehr fragen können. Aber das ist mir plötzlich nicht mehr so wichtig. Genialität und arschlochtum schliessen sich halt doch nicht aus ... Vielleicht bedingen sie ja sogar einander! Ich werde jedenfalls das nächste mal noch sorgfältiger prüfen, welche einladungen ich annehme!
Ich hatte mich sehr über diese einladung gefreut und war ein wenig erstaunt, dass mir an der tür gleich drei euronen fuffzig abgenommen wurden. Das war dem mies dann auch etwas unangenehm und er wollte mir das geld gleich wiedergeben. Aber lass mal alter mann, ich will ja schließlich keine sonderbehandlung. Mies lächelte verlegen und erklärte, dass seine stiftung das geld ja auch dringend bräuchte, schließlich sei die hütte nur auf pump gebaut. Das verwunderte mich dann doch ein wenig. Was hat man euch denn da für einen monsterkredit aufgebrummt? Der pavilon steht doch schon seit 75 jahren und ihr zahlt immer noch an den raten? Ja, das wäre dann doch wirklich verwunderlich, gab mir mies recht, während er mir noch etwas kaffee einschenkte, aber den ersten bau hatten ja noch der deutsche staat bezahlt, man wollte sich ja schließlich nicht lumpen lassen, wenn man schon als weimarer republik in die geschichtsbücher eingehen sollte, dann wollte man doch der welt zeigen, dass aus diesem landstrich nicht nur chaotisch absurde politik sondern auch architektonische und künstlerische meilensteine kommen. Aha, die weltausstellung als bühne für deutschen fortschrittsgeist ... Kaum zu glauben, dass nur vier jahre später der kleingeist in seiner brutalsten form von eben diesem land aus brandschatzend über europa zog. Etwas zu fahrig schenkte sich mies noch etwas kamillentee ein und zauberte eine bizarre grünbraune fleckenformation auf die schneeweiße tischdecke. So etwas habe ich heute morgen schon zu hauf bei joan gesehen und deswegen war ich ja nun auch nicht hier. Also mied ich fortan polit-historische debatten und nahm den fiskal-historischen faden unseres gespräches wieder auf. Tja, setzte mies an, neunzeh-dreißig wurde der pavilon einfach wieder abgetragen. So als wäre nie etwas gewesen. Franco als oberster kulturwächter legte mit sicherheit nicht so sehr viel wert auf diese bauhausgeschichte. So dauerte es schließlich 54 jahre, bis die herren cirici, ramos, und sola-morales den pavilon wieder aufbauen durften. Naja und weil der alte van der rohe immer wieder dazwischen funkte dauerte der ganze spaß auch locker drei jahre. Ein funkeln kindlichen stolzes tanzte um mies' mundwinkel ... Ja, hier war er wieder der herr im haus.
Die mühen allerdings haben sich wirklich gelohnt, sinnierte ich beim rundgang durch den pavilon; und das tat ich nicht, um mich bei diesem alten herren einzukratzen. Trotzdem erzielten die worte genau diese wirkung, wie ich dem stolzen schmunzeln in seinem gesicht und der tatsache, dass ich plötzlich ein glas cava in der hand halte. Am ende der führung stehen wir dann vor dem barcelona stuhl. Ja gut, den habe ich bei marcel breuer abgeschaut, räumt er ein, ohne dass ich etwas gesagt hätte, aber erst ich, mies van der rohen habe diesen stuhl weltberühmt gemacht! Das ist auch irgendwie blöd gelaufen ... Plötzlich, als alle pläne fertig waren und ich mich auf meinen landsitz zurück gezogen hatte, wollten die herren regierungsdirektoren und ministerialbeamten plötzlich sitzmöbel für den pavilon. Nicht nur, dass ich das für einen sträflichen bruch der gesetze der schlichtheit hielt, nein wer soll denn vor allem in so einer kurzen zeit geeignete sitzmöbel entwerfen ... Und zwar sitzmöbel, die das prädikat van der rohe verdienen? Da erinnerte ich mich an die studien, die marcel mir vor einigen jahren zeigte, völlig unbrauchbar natürlich, aber wenn man die eine oder andere modifikation vornahm, dann könnte es gehen ... Gesagt-getan und so entstand der barcelona stuhl ... Und unter uns: die ganze nummer war sicherlich nicht zum nachteil von herrn bräuer ... Weder finanziell noch hinsichtlich der bedeutung seines namens. Ohne mich wäre der doch am alkohol zerbrochen ... So konnte er sein leben wenigstens mit kokain ruinieren. Plötzlich merkte ich, das weder zynismus noch selbstherrlichkeit in den letzten zehn minuten gespielt waren. Auf einmal friere ich. An der sonne kann es nicht liegen ... Die brutzelt immer noch südländich heftig. Beruhigt stelle ich fest, dass ich mein glas inzwischen geleert hatte und mies den rest der flasche bereits vollends in sich hinein gekippt hat. Tja, jetzt wirds aber zeit für mich, sage ich also hastig, bevor dem alten mann, der sich so richtig in form geredet hat, eine neue geschichte einfällt. Was er davon hält, dass in deutschland eine baumarktkette bauhaus heisst und in welchem licht der walter heute die gropiusstadt in berlin berlin betrachtet, dass werde ich nun nicht mehr fragen können. Aber das ist mir plötzlich nicht mehr so wichtig. Genialität und arschlochtum schliessen sich halt doch nicht aus ... Vielleicht bedingen sie ja sogar einander! Ich werde jedenfalls das nächste mal noch sorgfältiger prüfen, welche einladungen ich annehme!
dangerfunker - am Dienstag, 6. Juli 2004, 18:51