Alle meinen, ich hätte ziemlich viel Spaß im Leben, da irren sie sich aber gewaltig. Ich bin unfähig etwas aufzubauen. Ich habe geheiratet und mich scheiden lassen. Ich habe ein Kind gezeugt und ziehe es nicht groß. Ich bin verliebt und fliehe nach New York. Ich bin gestört und damit nicht allein. Ich leben im No man's land: weder PLAYBOY INTERNATIONAL noch GLÜCKLICH VERHEIRATET. Ich bin unentschieden, und niemand will mich bedauern. Ich bin am Arsch und habe kein Recht micht zu beklagen. Ich bin herzbehindert. (...) Ich kenne verdammt viele Leute in den Dreißigern, denen es genauso geht, nur dass das nichts ändert. Liebeskranke. Erwachsene Männer, die sich wie kleine Jungs aufführen. Äußerlich cool, aber innerlich krank. Ohne Erinnerung, ohne Plan. Sie wollen wie ihre Väter sein und zugleich auf gar keinen Fall wie ihre Väter. Sie haben den Vater verloren und niemals wiedergefunden. Das soll kein Vorwurf sein: Schuld ist die Gesellschaft. Die Söhne von 1968 sind Männer ohne Vorbild. Männer ohne Gebrauchsanweisung. Männer ohne Rückgrat. Männer voller Mängel. Gebunden ersticken sie, frei verzweifeln sie. Da ist selbst ihr Analytiker ratlos. Was soll er ihnen sagen? Sie haben kein Beispiel, dem sie folgen können. Es gibt keine Lösung für meine Generation. Meine Kindheit habe ich vergessen, obwohl ich doch so sehr für Anfänge schwärme. Mein Kind habe ich verlassen, weil ich immer nur zu Beginn lieben kann. Jahrtausendelang verhielt es sich anders. Da gab es Vater, Mutter, Kinder, und alle lebten zusammen. Vor vierzig Jahren beschloss man, den Vater abzuschaffen, und jetzt soll alles weitergehen wie zuvor? Das wird noch Jahrtausende dauern. Ich bin das Produkt der Abschaffung des Vaters. Kollateralschaden sozusagen.
Hier gefunden und seither nicht gerade besserer Laune.
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dangerfunker - am Samstag, 11. September 2004, 21:52