Ich habe zwar noch keine Kinder, aber zusammen mit meiner Freundin habe ich mir hier eine Zukunft aufgebaut. Dafür laufen Kredite, die müssen jetzt abgezahlt werden, wer soll das denn machen?
Ein Opelmitarbeiter vor dem Werkstor in Bochum
Es ist kaum Wochen her, dass Stürme der Entrüstung ob des faulen, unflexiblen und unselbstständigen Ostpacks durch Deutschland waberten. Was konnte man da nicht alles lesen und hören, von einer Mauer, die man wieder aufbauen sollte - am besten noch zwei Meter höher. Man schüttelte den Kopf darüber, dass die Menschen im Osten immer noch erwarten, dass der Staat immer da, wo etwas nicht funktioniert, einspringt und das Risiko übernimmt. Und wurde in diesem Sommer nicht die vermeintliche Binsenweisheit quer durch den gesamten Blätterwald gezerrt, dass die Leute im Osten mal gefälligst etwas flexibler sein sollten, dann ginge es Ihnen auch deutlich besser? Ja, wenn man mit dem ausgestreckten Finger auf jemanden zeigt, dann zeigen mindestens drei Finger auf einen selbst zurück.
Doch plötzlich sieht das alles etwas anders aus ... in der öffentlichen Wahrnehmung. Man könnte sagen, die Einschläge kommen näher. Plötzlich betrifft es die Menschen in Rüsselsheim und Bochum, die Angst und Verzweiflung wird greifbarer. 8.000 Arbeitsplätze stehen an beiden Standorten auf dem Spiel. Aber: im Augenblick spekuliert man lediglich darüber, das dies auch betriebsbedingte Kündigungen bedeuten könnte ... aha ... es ist also noch gar nicht raus, ob überhaupt Menschen gekündigt wird ... und schon stehen den3530-Stunden-Arbeitern die Schweißperlen auf der Stirn! Na klar, hier wie fast überall wurden kolossale Managementfehler gemacht - in Amerika und in Europa. Der Fisch stinkt ja immer am Kopf zuerst. Aber alle, die jetzt so fürchterlich empört und natürlich so schlau sind zu wissen, wo die Fehler gemacht wurden, hätten diese Entwicklung doch absehen können. Seit Jahren werden mehr Autos gebaut als verkauft, GM hat seit ewigen Zeiten keine Gewinne mehr in Europa erwirtschaftet und Deutschland ist und bleibt einer der teuersten Standorte der Welt für Industrieproduktion. Wer bitte hat denn hier Probleme eins und eins und eins zusammen zu rechnen? Ich kann mich immer nur an IG Metall Funktionäre erinnern, die für die Unantastbarkeit der 35-Stunden Woche, Lohnerhöhungen jenseits der 5% und Beschäftigungsgarantien von mehr als 5 Jahren streikten. Wurden u.U. auch in diesem Managementsegment ganz schwerwiegende Fehler gemacht?
Seinen Job zu verlieren ist scheiße. Je älter man ist, desto scheißer ist das. Gar keine Frage. Aber: geringe Flexibilität und der schnelle Ruf nach dem Staat als Risikominimierer sind kein Ostphänomen! Im Gegenteil:Was wäre denn, wenn der Westen in den letzten 15 Jahren nur annähernd so viel an Veränderungen zu verarbeiten gehabt hätte, wie die Menschen im Osten? Nie, nie, nie hätte das funktioniert. Man schaue sich nur einmal die Geschwindigkeit des Strukturwandels im Ruhrgebiet an. Seit wann ist dort klar das Kohlebergbau keine Zukunft hat? Wieviele Milliarden fließen noch heute in die Subventionierung dieses aussterbenden Industriezweiges?
Auch dass sollte man sich gelegentlich mal vor Augen halten, wenn man gerade mal wieder dabei ist, diese Bagage im Osten abzukanzeln.
Ein Opelmitarbeiter vor dem Werkstor in Bochum
Es ist kaum Wochen her, dass Stürme der Entrüstung ob des faulen, unflexiblen und unselbstständigen Ostpacks durch Deutschland waberten. Was konnte man da nicht alles lesen und hören, von einer Mauer, die man wieder aufbauen sollte - am besten noch zwei Meter höher. Man schüttelte den Kopf darüber, dass die Menschen im Osten immer noch erwarten, dass der Staat immer da, wo etwas nicht funktioniert, einspringt und das Risiko übernimmt. Und wurde in diesem Sommer nicht die vermeintliche Binsenweisheit quer durch den gesamten Blätterwald gezerrt, dass die Leute im Osten mal gefälligst etwas flexibler sein sollten, dann ginge es Ihnen auch deutlich besser? Ja, wenn man mit dem ausgestreckten Finger auf jemanden zeigt, dann zeigen mindestens drei Finger auf einen selbst zurück.
Doch plötzlich sieht das alles etwas anders aus ... in der öffentlichen Wahrnehmung. Man könnte sagen, die Einschläge kommen näher. Plötzlich betrifft es die Menschen in Rüsselsheim und Bochum, die Angst und Verzweiflung wird greifbarer. 8.000 Arbeitsplätze stehen an beiden Standorten auf dem Spiel. Aber: im Augenblick spekuliert man lediglich darüber, das dies auch betriebsbedingte Kündigungen bedeuten könnte ... aha ... es ist also noch gar nicht raus, ob überhaupt Menschen gekündigt wird ... und schon stehen den
Seinen Job zu verlieren ist scheiße. Je älter man ist, desto scheißer ist das. Gar keine Frage. Aber: geringe Flexibilität und der schnelle Ruf nach dem Staat als Risikominimierer sind kein Ostphänomen! Im Gegenteil:Was wäre denn, wenn der Westen in den letzten 15 Jahren nur annähernd so viel an Veränderungen zu verarbeiten gehabt hätte, wie die Menschen im Osten? Nie, nie, nie hätte das funktioniert. Man schaue sich nur einmal die Geschwindigkeit des Strukturwandels im Ruhrgebiet an. Seit wann ist dort klar das Kohlebergbau keine Zukunft hat? Wieviele Milliarden fließen noch heute in die Subventionierung dieses aussterbenden Industriezweiges?
Auch dass sollte man sich gelegentlich mal vor Augen halten, wenn man gerade mal wieder dabei ist, diese Bagage im Osten abzukanzeln.
dangerfunker - am Freitag, 15. Oktober 2004, 12:12