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Ich schau mich um und sehe fast ausschließlich ehemalige Kollegen. Ehemalige Kollegen, die mir einer wie der andere ans Herz gewachsen sind. Ich habe mich auf jeden gefreut und fast alle sind gekommen. Mehr als zwei Jahre ist es jetzt her, dass wir gemeinsam aus unserem Traum von der neuen Ökonomie jäh erwachten. Wir sind alles zusammen recht hart aufgeschlagen. Ich kann niemanden erblicken, der daran ernsthaft und dauerhaft Schaden genommen hätte. Hinfallen war keine Übung, auf die wir uns eingestellt hatten, auf die wir vorbereitet worden wären. Liegenbleiben kam aber für keinen von uns in Frage. Den gerade, den einfachen Weg, den ging so gut wie niemand von uns in den letzten beiden Jahren. Fast jeder stürzte sich in das Abenteuer einer Selbstständigkeit. Permanenter Wechsel zwischen Freelance- und Festanstellung. Zahlreiche Projekte – jedes Mal war das natürlich DER große Wurf – Enttäuschung durch periodisches Scheitern inbegriffen. Gehe zurück über Los und beginne das Rennen von vorne.

Naja, vielleicht wird man im Rückblick ja etwas milde. Aber irgendwie war es doch damals eine großartige Zeit. Wir glaubten an unsere Visionen und meinten, wir könnten eine ganz neue Form des Wirtschaftens entwickeln. P.K. vermittelte uns das Gefühl, ganz vorn dabei zu sein. Als Marktführer bauten wir für die größten der Großen Websites und E-Business Lösungen, die sie … naja zumindest in Teilen … auch tatsächlich gebrauchen konnten. Gerne auch mal ein bisschen mehr davon … Klotzen statt Kleckern, wir waren ja schließlich die Sperrspitze einer Revolution. Und wir hatten Spaß – und zwar jede Menge davon. Ach wir waren ja noch so jung und so schrecklich unerfahren nun, nennen wir es mal naiv … und plötzlich und ganz fix steckten wir in irgendwelchen Führungspositionen. Teamleiter, Grouphead, Head of Everything … . Soviel Führung für so wenige Geführte. Flache Hierarchien gaben uns das Gefühl auch wirklich was erreichen zu können. Wir ackerten meist bis spät in der Nacht. Gern wurde abends um sechs auch mal die Playstation rausgeholt. Mancher Frust musste halt gelegentlich doch irgendwo abgelassen werden. Nicht selten wurden, nachdem sich so der schwerwiegendsten Frustrationen entledigt wurde, abends um zehn noch ganz großartige Konzepte für ganz großartige E-Business Projekte entwickelt. Es war eine ziemlich durchgeknallte Zeit. Und ja, wir waren doch noch so jung. Yepp, das war ziemlich cooler Scheiß den wir da gemacht haben.

Jetzt schau ich mich um und weiß: Ja, es ist gut, dass wir so nicht mehr zusammen arbeiten. Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Nicht immer hatte P.K. ein so gutes Geführ für das richtige Timing. Jeder hat viel mitnehmen können aus dieser Zeit. Niemandem würde diese Zeit wohl zum Nachteil gereichen. Wir haben in einem Jahr soviel erlebt, wie unsere Eltern wohl kaum in zwei Jahrzehnten ihres Arbeitslebens.

Keiner von uns hätte wohl vor zwei Jahren gedacht, dass er heute das tun würde, was er heute tut. Aber genau das ist es ja, was uns täglich das Adrenalin in die Adern pumpt. Was uns immer wieder das Gefühl gibt, genau zur richtigen Zeit das richtige zu tun.

JA, Berlin tut gut. Immer und immer wieder.