Barcelona
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren

 
So richtig in weihnachtsstimmung wollte ich mich versetzten lassen, als ich vor gut einer woche hier her kam. Christmas shopping und all die kitschig amerikanischen begleiterscheinungen schienen mir bestens dafuer geeignet, meine seit jahren schwelende weihnachtsphobie zu ueberlisten. Etwas verwundert stellte ich, hier angekommen, fest, dass ich mit "christmas" reichlich einsam war. Holiday shopping und happy holiday bestimmen hier den allgemeinen nicht weniger festlichen sprachgebrauch. Einleuchtend, stellt die juedische bevoelkerung hier nunmal einen sehr massgeblichen teil der einwohner, gesellschaftn konsumenten ... What ever dar. Und da wird, praktischerweise zeitgleich mit der christlichen adventszeit chanukka gefeiert. Zwar nicht der wichtigste juedische feiertag, aber das ist weihnachten ja bei den christen auch nicht. Und so bestimmen hier in new york neben weihnachtsbaeumen eben auch viele menora, die vielarmigen juedischen leuchter (ich glaube acht oder neun arme hat das ding) das hiesige strassenbild ... und man wuenscht sich eben happy holiday statt merry christmas ... dabei wird einem auch nicht weniger festlich zumute.

Dabei faellt mir mein spaziergang durch chinatown ein. Chinatown, eine parallelwelt ... aber hallo .. eine welt, in der sogar das mcdonalds logo mit chinesischen schriftzeichen geschrieben wird ... wenngleich das wohl eher touristische gruende hat. Und dann denke ich an die spinner, die zu hause diese unsaegliche leitkulturdebatte nutzen, um von kandidatenchaos, gesundheitskompromiss und rwe-bezuegen abzulenken. Die wohl auch von ihrer eigenen angst getrieben sind, aber in erster linie versuchen, die angst der menschen zu kanalisieren um daraus politisches kapital zu schlagen. Und dabei kam mir die frage nach identitaet in den sinn und die frage nach dem vermeindlichen verlust von werten wenn man dem fremden zu viel raum liesse und auch die frage nach der bedeutung von assimilation habe ich mir gestellt. Was passiert, denn, wenn man dem fremden platz zur entfaltung laesst? Entstehen dann lauter kleine bombenleger - welcher logik denn folgend? Wird das fremde nicht dadurch viel vertrauter, dass man sich darauf einlaesst, sich neugierig dafuer interessiert? Muss man eisbein mit sauerkraut, nationalhymne und verfassungseid einfordern um die eigenen werte und traditionen mit inhalt zu fuellen? Lassen sich nicht wege finden, das hiesige mit dem fremden zusammen zu bringen und dem primat der relevanz zu folgen?
Was ist denn wichtiger: weihnachten oder chanukka? Nunja, oekonomisch betrachtet kurbelt ja nun mal beides den konsum an.